7 Fragen an… Jörn von der Lieth
1. Seit Jahren pfeifen es die Spatzen von den Dächern: An der Digitalisierung kommt niemand vorbei. Wie digital ist Ihr Unternehmen aufgestellt? Haben Sie ein Beispiel?
Jörn von der Lieth: Wir sind sicherlich auf einem guten Weg und betrachten uns – was die Digitalisierung betrifft – auch als einen Vorreiter der Branche. Unsere Kernprozesse, wie beispielsweise die Wohnungsabnahme und -übergabe, gehen mittlerweile komplett digitalisiert vonstatten. Auch in Bezug auf die Unterstützungsprozesse hat es in den letzten Monaten große Veränderungen gegeben. Das Personalmanagement läuft nun genauso wie unsere Fuhrparkverwaltung über eine Software-Lösung. Auch unsere Azubis haben seit letztem Jahr ein digitales Berichtsheft.
2. Was hat sich Ihrer Meinung nach heute geändert? Warum bedarf es digitaler Services für Ihr Geschäft?
von der Lieth: Es ist wichtig zu verstehen, dass die Digitalisierung unseres Unternehmens Pflicht ist, keine Kür. Den nächsten Effizienzsprung können wir nur machen, wenn wir, wie bei unserer Mieter-App, Arbeitsschritte auslagern. Der Mieter pflegt seine Daten selbst ein und erstellt bei Bedarf ein Ticket zur Schadensmeldung. Ohne Medienbruch und Übertragungsaufwand landet alles bei unseren Verwaltern. Das ist eine enorme Arbeitserleichterung. Gleichzeitig erwarten unsere Kunden auch, dass die Kommunikation mit uns so ablaufen kann, wie sie es aus ihrem Alltag mit dem Smartphone gewohnt sind.
3. Sind das Treiber, um Ihr Unternehmen zukunftsfähiger zu machen? Gibt es darüber hinaus weitere?
von der Lieth: Die Digitalisierung ist das eine. Um uns zukunftsfähig aufzustellen und weiterhin unseren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen zu können, müssen wir uns aber auch noch an andere Entwicklungen anpassen. Eine alternde Gesellschaft, Nachhaltigkeit in allen unternehmerischen Bereichen und die Entwicklungen des Wohnungsmarktes, speziell in Berlin, sind hier sicherlich zu nennen.
4. Wie entstehen neue digitale Lösungen in Ihrem Unternehmen? Haben Sie ein Erfolgsrezept?
von der Lieth: Zuallererst, umtriebig bleiben. Wir sind viel in Netzwerken unterwegs und schauen dabei auch über den Tellerrand: Welche Trends gibt es in anderen Branchen? Können wir das adaptieren? Die Kundenperspektive einzunehmen, ist ein weiterer Weg, um wertvolle neue Impulse zu bekommen. Und nicht zu vergessen: flache Hierarchien und tolle Mitarbeiter, die ihre Ideen und Erfahrungen ins Unternehmen einbringen.
Kluge Köpfe, klare Antworten
5. HWS beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Zukunft des Wohnens. Welche Trends werden auf Kundenseite definitiv eine Rolle spielen?
von der Lieth: Besonders für Berlin und andere Großstädte in Deutschland geht es vor allem um den Umgang mit knappem Wohnraum und um die Frage nach angemessenen Mietpreisen. In Bezug auf die Nachfrage wird sich der Trend zur Single-Wohnung sicherlich noch fortsetzen. Auch das Thema barrierearmes Wohnen wird im Rahmen der demografischen Entwicklung weiter Fahrt aufnehmen.
6. Und welcher Trend wird Ihr Unternehmen am meisten verändern?
von der Lieth: Wir glauben nicht, dass es bei den Veränderungen um den einen Trend geht, der alles bestimmt. Vielleicht könnte man sagen, es ist der Trend hin zur Flexibilisierung. Wir müssen uns immer wieder an sich ändernde Rahmenbedingungen anpassen.
7. Zum Abschluss: Wann hatten Sie zuletzt so einen magischen Moment, in dem eine innovative Technologie Sie verblüfft hat?
von der Lieth: Neulich war ich einkaufen im Sportgeschäft. Ich hatte meine Artikel noch nicht in die dafür vorgesehene Wanne für den Self-Checkout gelegt, da wurde schon der Gesamtpreis angezeigt. Und die Information ist dann nicht nur in der Kasse, sondern löst direkt im Lager die Nachbestellung der entsprechenden Ware aus. Alles im Bruchteil von Sekunden, eine enorme Effizienzsteigerung.
IT&I: Vielen Dank für das Interview.
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Die Serie „7 Fragen an ...“
widmet sich den digitalen Innovationen in der Immobilienwirtschaft. Wie gut sind die Unternehmen aufgestellt? Und auf welche Maßnahmen setzen sie? Experten und Branchenkenner stehen in Kurzinterviews Rede und Antwort.
Teil 1:
Jörn von der Lieth, Geschäftsführer der Hilfswerk-Siedlung GmbH (HWS)