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08.04.2021
Strategie

Weniger ist mehr, eine alternative Wohnform

Für das temporäre Wohnen suchen immer mehr Menschen kleine Wohnungen, funktional und hochwertig eingerichtet, auf das Wesentliche reduziert, zentral gelegen. Dazu schrieben wir bereits 2015 einen Beitrag aus der Sicht von Investoren zum Thema Mikro-Wohnen als neue Assetklasse. In der Fortsetzung betrachten wir nun das Mikro-Haus aus dem Blickwinkel des Nutzers, dessen gelebter Minimalismus, der überflüssigen Raum ohne Qualitätsverlust reduziert, für ein unbegrenztes Wohnen sorgt.

Es gibt viele Anbieter dieser Mikro-Häuser, die ihren Ursprung in der Tiny-Haus Bewegung in den USA haben, auch Small House Movement genannt, wo für das Leben in kleinen Häusern geworben wird. Diese sparsame und umweltschonende Form des Wohnens findet nun auch ihre Anhänger in Deutschland. Dabei ist die Wohnflächengröße von 15 bis 50 qm fließend, manchmal auch weniger. Man kann ein Mini-Haus aus dem Katalog erwerben oder zusammen mit einer Manufaktur planen und errichten. Die gemeinsame Basis ist die Verwendung von ausschließlich schadstoffarmen und hochwertigen Materialien sowie eine multifunktionale Nutzung der minimalen Wohnflächen. Dabei spielt ein Leben ohne Überfluss bei vielen Mikro-Haus-Anhängern eine große Rolle. Der Rückzug in kleine Zufluchtsorte und die innere Einkehr sind weitere Merkmale, mit denen sich diese Anhänger identifizieren. Der „Small is beautiful“-Gedanke ist prägend für diese gesellschaftliche Idee, nicht nur das Interesse an technischen Details, wie man raumsparend und umweltschonend wohnen möchte.


Wer lebt den neuen Wohntrend?


Hilfreich ist es schon, wenn sich bei allen Beteiligten eine gewisse Affinität zum Minimalismus entwickeln kann. Gerade deshalb zielt dieser Lebensstil primär auf eine jüngere und vorwiegend mobile Generation – die sogenannte 25-Stunden-Gesellschaft, deren Motto lautet: „Ständig in Bewegung sein“. Das urbane Leben ist eben sehr reizvoll. Kurze Wege zur Arbeit sowie die städtische Infrastruktur machen das Stadtleben einfach attraktiv. Man verbringt die meiste Zeit außer Haus. Die Stadt ist das Wohnzimmer. Deshalb beschränkt sich die Ausstattung auf das Nötigste, alles andere wird ausgelagert: die Waschmaschine, die Küche oder die Arbeitsfläche. Die Kneipe wird zum Wohnzimmer, der Park oder das Café zum Arbeitsplatz, die eigene Wohnung muss nicht mehr voll ausgestattet sein. Ihre Bewohner zelebrieren diese Lebensart, gerade weil eine raffinierte Architektur und clevere Raumgestaltung die Konzentration auf das Wesentliche ohne Verlust auf Komfort ermöglicht.


Hohe Kreditzahlungen für ein großes Haus oder Apartment passen heute nicht mehr unbedingt in die flexible Lebenswirklichkeit der jüngeren Generation. Wer weiß schon, wo man morgen lebt? Und damit können sich auch die Wohnansprüche ändern.

Mikro-Häuser als alternative Wohnform als neue Assetklasse in der Wohnungswirtschaft

Abbildung 1: Mikro-Häuser, wie dieses, kommen den Anforderungen jüngerer Generationen an Mobilität und Nachhaltigkeit nach.

Aber die rationalen Argumente überwiegen: Steigende Mieten und Bodenpreise stellen überall eine Herausforderung dar. Die Städteplanung muss das zur Kenntnis nehmen. Deshalb steht die Forderung nach lebendigen Städten mit bezahlbarem Wohnraum im Vordergrund. Die Immobilienwirtschaft diskutiert dazu über bestehende Konzepte und Wohnformen, u. a. das Single-Mikro- oder Mini-Haus, das Nomad-Home oder Flying Space ergänzen den Begriff des Mikro-Wohnens und können dazu in urbanen verdichteten Räumen eine Antwort sein, eine von vielen. Eine baurechtliche Genehmigung ist in der Regel möglich, wenn sich der Standort mit einem kommunalen Bebauungsplan in einem Wohn- oder Mischgebiet abbilden lässt.


Zunehmend werden auch Menschen angesprochen, die älter sind. Besonders dann, wenn sich ihre Lebenssituation ändert, beispielsweise durch Scheidung oder weil sie bereits seit längerem Single sind. Haus oder Wohnung werden durch die Veränderungen zu groß oder die Möglichkeit, in Nähe der Kinder wohnen zu können, macht den Wohnwechsel attraktiv: komfortabel überschaubar leben auf kleinem Raum, sei es als Anbau an ein bestehendes Gebäude, als freistehendes Mini-Haus in einer Baulücke oder im Garten eines Bestandsgebäudes. Mit Maximalabmessungen von ca. 50 qm Wohnfläche können wahlweise zwei Schlafräume, ein Badezimmer, ein offener Wohn-Essbereich mit praktischer Küchenzeile sowie intelligente Lösungen für den Stauraum modular errichtet werden.


Was macht das minimierte Wohnen attraktiv?


Sie bieten ein Zuhause auf kleinstem Raum mit einer guten CO2-Bilanz und einer kleineren verbauten Fläche. Für den Innenausbau werden Holz und natürliche Materialien verarbeitet, was eine diffusionsoffene Bauweise ermöglicht und damit ein gesundes Wohnklima schafft. Wände und Dach werden nicht mit Styropormaterialien gedämmt, sondern hinterlüftete Holzverschalungen ergänzen die Isolierung der Außenfassade des Mini-Hauses. Hochwertige Möbel, die multifunktional einsetzbar sind, optimieren als Ausstattungsdetails die Flächen- und Raumnutzung. Dank eines durchdachten Energiekonzepts und ausgestattet mit einer Photovoltaik-Anlage können Mini-Häuser bis zu doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen generieren, wie sie selbst verbrauchen. Damit können Neubauten sich nicht nur selbst mit Strom versorgen, sondern dazu auch noch weitere Bestandsgebäude in der Nachbarschaft, bei denen eine energetische Sanierung nicht möglich ist bzw. sich nicht rechnet. Gerade mit einer zeitgemäßen Haustechnik können Mini-Häuser die gängigen KfW-Standards erreichen und ggfs. auf einen Stromanschluss verzichten.

Informationstechnologie und Immobilien (IT&I) Ausgabe Nr. 37 / Mai 2024

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Wenn Solarthermie, Wärmepumpentechnik, Erdwärme oder auch kleine Windkraftanlagen hinzukommen, erreicht man mit einer günstigen Energiebilanz die Voraussetzungen eines Passivhauses. Diese Mini-Häuser sind nicht nur optische Hingucker, sondern reduzieren mit einer guten Energiebilanz den ökologischen Fußabdruck ihrer Bewohner.


Worin besteht das Potenzial?


Mikro-Häuser können Denkanstöße geben. Ihr Potenzial ist unbegrenzt. Überall können sie kostengünstig und schnell errichtet werden. Bereits beim Bau wird wegen der geringeren Wohnfläche mit einem sparsamen Ressourceneinsatz die Umwelt nachhaltig geschont. Später verursachen kleinere Wohnflächen deutlich geringere Unterhaltskosten als herkömmliche Wohnungen oder Häuser. Ein Mini-Haus auf Punktfundamenten, das fast überall aufgestellt werden kann – schnell, bezahlbar, smart ausgestattet.


Und sollten sich die Lebensumstände eines Tages ändern, lässt sich alles einfach auf einen LKW verladen und an einem neuen Standort aufbauen. In Zeiten zunehmender Wohnraumverknappung sowie steigender Miet- und Hauspreise ist das ein weiteres starkes Argument für das Mikro-Haus.

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