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04.12.2024
Strategie

Green Building-Zertifikate – Wettbewerbsvorteil oder bürokratische Hürde?

Green Building rückt immer mehr in den Fokus – und angesichts der wachsenden Nachhaltigkeitsanforderungen der Gesellschaft und der fortschreitenden Klimakrise ist das kein Wunder. Doch Green Building umfasst weit mehr als nur ökologische Aspekte. Auch soziale Verantwortung, Transparenz, Effizienz und Wirtschaftlichkeit spielen hier eine zentrale Rolle. Aber was genau bedeutet Green Building? Welche Zertifikate gibt es, und was sollten Immobilienunternehmen sowie Vermieter dabei beachten? Vor allem aber stellt sich die Frage: Sind Green Building-Zertifikate ein echter Wettbewerbsvorteil, der sich in der Praxis auszahlt, oder doch eher eine bürokratische Hürde? Diese Punkte beleuchten wir in unserem Debattenbeitrag.
Green Building

Was sind Green Building-Zertifikate?


In den letzten Jahren hat das Thema Green Building enorm an Bedeutung gewonnen – nicht nur angesichts steigender Anforderungen an Nachhaltigkeit, sondern auch aufgrund der klaren wirtschaftlichen Vorteile. Green Building-Zertifikate dienen als anerkannte Qualitätsstandards, die Gebäude nach ökologischen und sozialen Kriterien bewerten. Diese Zertifikate gewinnen zunehmend an Relevanz: Während im Jahr 2013 in Deutschland nur etwa 550 Gebäude mit einem solchen Siegel ausgezeichnet waren, hat sich diese Zahl bis Ende 2022 auf beeindruckende 2.800 erhöht. Jährlich kommen somit etwa 250 neue zertifizierte Gebäude hinzu – ein klares Zeichen dafür, dass immer mehr Unternehmen auf Nachhaltigkeit setzen. Auch das finanzielle Interesse an nachhaltigen Immobilien ist stark gestiegen: Im Jahr 2022 wurden bei Transaktionen mit zertifizierten Gebäuden etwa 11,2 Mrd. Euro umgesetzt. Die Zahlen verdeutlichen, dass Green Building-Zertifikate wie DGNB, LEED und BREEAM inzwischen zu wichtigen Faktoren im Immobilienmarkt geworden sind und Unternehmen dabei unterstützen, sich im Rahmen der EU-Taxonomie und ähnlicher Regelungen nachhaltig zu positionieren.[1]


Welche Green Building-Zertifikate gibt es?


Es gibt weltweit verschiedene Green Building-Zertifikate, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte und Anforderungen haben. Zu den bekanntesten zählen LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), das vor allem international stark verbreitet ist, sowie DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) und BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). Während DGNB in Deutschland eine führende Rolle spielt, hat sich LEED besonders als internationaler Standard etabliert. Es bietet eine flexible Anwendung für verschiedene Gebäudetypen und ist daher bei global agierenden Unternehmen besonders beliebt. Jedes Zertifikat bewertet unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit und bietet Immobilienunternehmen die Möglichkeit, sich am Markt als nachhaltiger und zukunftsorientierter Player zu positionieren.


Welche verschiedenen LEED-Zertifizierungen gibt es?


Wie lässt sich Nachhaltigkeit in einem Gebäude messbar machen? Bei LEED erfolgt dies über ein flexibles Punktesystem, das Gebäude je nach Nachhaltigkeitsleistung in die Stufen Certified, Silver, Gold oder Platinum einteilt. Je mehr ökologische und soziale Kriterien ein Projekt erfüllt – von Energieeffizienz über Wassermanagement bis zur Materialwahl – desto höher die Zertifizierung. LEED passt sich an verschiedene Gebäudetypen an, egal ob Neubauten, Innenräume oder bestehende Immobilien. So können Unternehmen, je nach Projekt und Zielsetzung, die für sie passende Zertifizierung anstreben und so ihre Nachhaltigkeitsstrategie klar dokumentieren und nach außen kommunizieren.

Marktanteile der Zertifizierungssysteme für Green Building

Abbildung 1: Der Trend bundesweit steigender Zertifizierungszahlen setzt sich fort.

Was ist für die LEED-Zertifizierung erforderlich?


Um eine LEED-Zertifizierung zu erhalten, müssen Immobilienunternehmen eine Reihe von Anforderungen erfüllen, die durch das Punktesystem bewertet werden. Dabei werden verschiedene Bereiche wie Energieeffizienz, Wassermanagement, Luftqualität und Materialwahl geprüft. Die Bewerber sammeln Punkte in diesen Kategorien, wobei das Gesamtergebnis die Zertifizierungsstufe bestimmt – von Certified bis hin zu Platinum. Ein wichtiger Bestandteil ist die nachhaltige Bauweise, die den Energieverbrauch reduziert und den CO2-Ausstoß minimiert. Zusätzlich müssen Unternehmen umfangreiche Dokumentationen einreichen, um die Einhaltung der Kriterien nachzuweisen. Der Prozess ist zwar anspruchsvoll, bietet aber die Möglichkeit, die ökologische und wirtschaftliche Leistung eines Gebäudes umfassend zu optimieren.


Wie profitieren Immobilienunternehmen von Green Building?


Studien zeigen, dass Green Buildings tendenziell höhere Mieten und Verkaufspreise erzielen, was sie für Mieter und Investorinnen und Investoren besonders attraktiv macht.[2] LEED- und andere Nachhaltigkeitszertifizierungen tragen dazu bei, den Wert von Immobilien zu steigern. So haben zertifizierte Gebäude oft niedrigere Betriebskosten, eine höhere Energieeffizienz und bieten ein verbessertes Raumklima – Faktoren, die Mieter zunehmend schätzen und für die sie bereit sind, mehr zu zahlen.[3] Untersuchungen belegen Mietprämien von bis zu 20 Prozent und Verkaufsprämien, die sogar noch höher liegen können. Diese Premiumwerte resultieren vor allem aus der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen, zukunftssicheren Immobilien.[4]


Worauf sollten Vermieter achten?


Für Vermieterinnen und Vermieter spielen Green Building-Zertifikate eine wichtige Rolle, doch sie sollten einige Punkte im Blick behalten. Zunächst ist es entscheidend, dass die Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht nur bei der Bauplanung, sondern auch im laufenden Betrieb konsequent umgesetzt werden. Energieeffizienz und Ressourcenschonung müssen im Alltag durch effiziente Systeme und eine klare Kommunikation mit der Mieterschaft gewährleistet sein. Außerdem sollten Vermieter darauf achten, dass nachhaltige Gebäude für potenzielle Mieter nicht nur umweltfreundlich, sondern auch finanziell attraktiv bleiben. Neben der Einhaltung von Vorschriften und Standards bietet eine enge Abstimmung mit den Mietern die Möglichkeit, den Nutzen für beide Seiten zu maximieren.

Informationstechnologie und Immobilien (IT&I) Ausgabe Nr. 37 / Mai 2024

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Welche Herausforderungen gibt es bei Green Building?


Trotz der vielen Vorteile stehen Immobilienunternehmen bei Green Building auch vor einigen Herausforderungen. Eine der größten Hürden sind die oft hohen Anfangsinvestitionen, die für nachhaltige Materialien, Technologien und Zertifizierungsprozesse erforderlich sind. Zwar amortisieren sich diese Kosten durch niedrigere Betriebskosten langfristig, aber nicht jedes Unternehmen hat die finanziellen Mittel, um in Vorleistung zu gehen. Zudem kann der Zertifizierungsprozess selbst sehr komplex und zeitaufwändig sein, da strenge Dokumentations- und Nachweisanforderungen erfüllt werden müssen. Auch sind nicht alle Märkte gleich stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – In manchen Regionen fehlt es an Nachfrage oder Anreizen für grüne Gebäude. Diese Faktoren können für kleinere Unternehmen oder Projekte zu einem Hindernis werden.


Fazit: Wettbewerbsvorteil oder bürokratische Hürde?


Green Building-Zertifikate bieten Immobilienunternehmen klare Vorteile: Sie steigern den Marktwert, reduzieren langfristig Betriebskosten und verbessern das Image in einer immer stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaft. Doch der Weg dorthin ist nicht immer einfach – Hohe Anfangsinvestitionen und der komplexe Zertifizierungsprozess sind oft schwierige Hindernisse. Hier kann die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen: Moderne Softwarelösungen erleichtern das Management und die Nachverfolgung von Nachhaltigkeitsdaten und können so den bürokratischen Aufwand deutlich reduzieren. Durch smarte Tools wird die Verwaltung von Immobilien effizienter und transparenter, was Unternehmen dabei unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsziele leichter zu erreichen und Green Building-Zertifikate als echten Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Hierbei spielt ein Digitalisierungsdienstleister eine große Rolle – Niemand muss den langen und teilweise herausfordernden Weg der Digitalisierung allein gehen. Sprechen Sie uns an – Wir helfen Ihnen, den nächsten Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und effizienteren Immobilienverwaltung zu gehen!

  1. BNP Paribas Real Estate (2023): Marktbericht zum Green Building Investmentmarkt. Link: https://www.realestate.bnpparibas.de/marktberichte/green-building-investment/deutschland-market-focus-2023
  2. World Green Building Council (2013): The Business Case for Green Building. Link: https://worldgbc.org/wp-content/uploads/2022/03/Business_Case_For_Green_Building_Report_WEB_2013-04-11-2.pdf
  3. ACEEE Summer Study on Energy Efficiency in Buildings (2018). Link: https://buildings.lbl.gov/sites/default/files/Raising%20the%20Rent%20Premium%20ACEEE%20SS18.pdf
  4. Jiang, Zhao, XU, Zhang, Men & Hu (2024): Costs and Pricing of Green Buildings; in Zuo, Shen, Chang (2024): Circular Economy for Buildings and Infrastructure.

redaktion@openpromos.de

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