Von Bytes zu Backsteinen: Wie KI die Immobilienwelt auf den Kopf stellt – Ein Gespräch mit Nida Kizilaslan, Head of Software Development
IT&I: Nida, erzähl uns doch einmal, wie du zu PROMOS und letztendlich zur KI gekommen bist!
Nida Kizilaslan: Klar, gerne! Vor etwa zehn Jahren habe ich in Kassel Informatik studiert. Während meines Studiums habe ich als Werkstudent nach einem Job gesucht und bin dabei auf PROMOS aufmerksam geworden. Schnell habe ich eine Stelle bekommen und bin in SAP® eingestiegen. Das war für mich damals noch Neuland! Meine ersten Projekte waren bei einem Kommunikationsunternehmen, bei dem wir eine Handwerkerkopplung implementiert haben. Danach bin ich zur Entwicklung mobiler Anwendungen gewechselt. Über die Zeit habe ich mehr Verantwortung übernommen, bin schließlich Teamleiter geworden und leite jetzt den Bereich Software Development. Mein Interesse an KI hat sich sowohl durch meine Position als auch durch die Entwicklungen am Markt von selbst ergeben.
IT&I: Das klingt nach einer natürlichen Entwicklung. Was sind denn deine Hauptaufgaben als Head of Software Development und wie passt deine Rolle zu deiner Expertise in der KI?
Nida: Ich evaluiere neue Technologien und Frameworks, um unser Lösungsportfolio stetig zu erweitern und zu verbessern. Neben meiner Arbeit bei PROMOS bin ich auch privat ein großer Fan davon, mit den neuesten IT-Innovationen zu experimentieren. Durch die enge Zusammenarbeit und das gemeinsame Interesse im Team konnten wir bedeutende Fortschritte in Richtung Künstlicher Intelligenz erzielen. Ein Highlight war zum Beispiel der von uns organisierte Hackathon – ein voller Erfolg, der uns nicht nur wertvolle praktische Erfahrungen im KI-Bereich eingebracht hat, sondern auch das Team enger zusammengeschweißt hat.
IT&I: Spannend! Lass uns über KI im Allgemeinen sprechen. Welche aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz findest du besonders wichtig?
Nida: Für mich umfasst KI alles, was Maschinen befähigt, Aufgaben zu übernehmen, die bisher von Menschen erledigt wurden. Dabei denke ich nicht nur an generative KI, die derzeit viel Aufmerksamkeit bekommt, sondern auch an Technologien wie Machine Learning. Besonders interessant finde ich die Fähigkeit von generativer KI, kontextfremde Inhalte zu erkennen und zu generieren oder Dialoge zu führen. Das ist der Bereich, der aktuell am meisten an Bedeutung gewinnt.
IT&I: Also KI, die jeder nutzen kann?
Nida: Genau. Es geht darum, dass KI für verschiedene Anwendungen zugänglich wird und einen breiten Nutzen bietet.
IT&I: Wie wird KI derzeit in der Immobilienbranche eingesetzt? Gibt es Anwendungen oder Trends, die du besonders vielversprechend findest?
Nida: Absolut, es gibt sehr viele Anwendungsfälle. Ein großer Bereich ist die Verarbeitung unstrukturierter Inhalte wie E-Mails und Briefe. In der Immobilienwirtschaft, wo viel Kommunikation stattfindet, bietet das enorme Mehrwerte. Zudem gibt es Anwendungen wie Chatbots und Voice Bots, die den Kundenservice verbessern. Wichtig ist, genau zu analysieren, wo KI wirklich einen Mehrwert bringt, wo sie noch Optimierungspotenzial hat oder der Einsatz eher unpassend ist.
IT&I: Wir haben aktuell ein Pilotprojekt mit ProPotsdam, bei dem KI die E-Mail-Eingangsverarbeitung übernimmt. Worin siehst du den Nutzen dieses Projekts und welche Ergebnisse erwartest du?
Nida: Ich sehe hier viele Vorteile. Was mir besonders gefällt, ist unser Ansatz: Wir haben klare Ziele definiert, aber gleichzeitig keine langen Planungsphasen durchlaufen. Stattdessen haben wir punktuell Themen umgesetzt, um schnell Erfahrungen zu sammeln und uns dem Thema anzunähern. Die ProPotsdam ist sehr offen und dynamisch bei der Umsetzung. So konnten wir bereits konkrete Anwendungsfälle identifizieren und das Pilotprojekt erfolgreich vorantreiben. Dadurch können wir langfristig nicht nur die Effizienz in der E-Mail-Verarbeitung verbessern, sondern auch die Zufriedenheit der Kunden bzw. Mieter noch weiter steigern.
IT&I: Gibt es Herausforderungen oder Risiken beim Einsatz von KI in der Immobilienbranche?
Nida: Ja, ein großes Risiko könnte eine generelle Abwehrhaltung gegenüber KI sein. Ein Kollege hat einmal gesagt, es ist wie damals mit Google – heutzutage kann man sich nicht mehr vorstellen, ohne es auszukommen. Genauso wird es mit KI sein. Wenn man sich jetzt nicht damit auseinandersetzt, könnte man später ins Hintertreffen geraten. Andererseits muss man sorgfältig überlegen, bis wohin man KI einsetzt, um wirklich Mehrwert zu schaffen und nicht nur der Technologie willen.
IT&I: Besonders in einer eher traditionellen Branche wie der Immobilienwirtschaft könnte das eine Herausforderung sein.
Nida: Genau. Es ist wichtig, dass die Branche sich schnell mit den Möglichkeiten von KI auseinandersetzt, um die vielen Potenziale zu nutzen. Kleine, gezielte Schritte können hier oft mehr bewirken als große, umfassende Planungen, vor Allem um Akzeptanz zu schaffen und die Potenziale zu sehen.
IT&I: Wie siehst du die Zukunft der KI in der Immobilienbranche? Welche Entwicklungen und Trends erwartest du in den nächsten Jahren?
Nida: In den kommenden Jahren werden wir sicherlich viele neue Anwendungen von KI in der Immobilienwirtschaft sehen. Es gibt viele Prozesse, die lange nicht optimiert wurden und jetzt enormes Potenzial bieten. Besonders im Bereich der Digitalisierung von Rechnungen sehe ich große Chancen. KI kann hier helfen, flexibel auf Änderungen in Rechnungsformaten zu reagieren und so den Anpassungsaufwand erheblich zu reduzieren. Insgesamt glaube ich, dass gezielte KI-Einsätze viele Vorteile bringen können, ohne dass man alles auf einmal ändern muss.
IT&I: Das klingt vielversprechend. Wie genau wird KI bei der Digitalisierung von Rechnungen eine Rolle spielen?
Nida: Bisher musste jedes Feld einer digitalen Rechnung genau definiert und in eine Zielstruktur gemappt werden. Änderungen im Format erforderten dann große Anpassungen. Mit KI können wir diese Änderungen automatisch erkennen und die Anpassungen vornehmen lassen. Dadurch entfällt der manuelle Nacharbeitsaufwand. Zudem können wir durch KI auch Rechnungen verarbeiten, die von den Standards abweichen. Inhalte können flexibel extrahiert werden, ohne strikt auf vordefinierte Strukturen angewiesen zu sein.
Nida Kizilaslan, Head of Software Development, im Interview.
IT&I: Beeindruckend! Zum Abschluss, welche persönlichen Einblicke oder Technologien im Bereich KI begeistern dich am meisten?
Nida: Besonders faszinierend finde ich die Fortschritte in der Bildgenerierung und bei Dialogen. Es ist erstaunlich, wie realistisch KI-generierte Bilder und Gespräche geworden sind. Man kann kaum noch unterscheiden, ob eine Person real oder von der KI erschaffen wurde. Auch die Integration verschiedener Eingangskanäle wie Kamera und Sprache in Dialogsysteme ist beeindruckend. Allerdings müssen wir dabei auch vorsichtig sein und sicherstellen, dass KI-generierte Inhalte klar gekennzeichnet werden.
IT&I: Das ist wirklich spannend! Zum Schluss, welche Ratschläge würdest du Unternehmen geben, die gerade erst mit KI anfangen?
Nida: Mein Rat wäre, genau zu überlegen, wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann, um echten Mehrwert zu schaffen, und dann einfach mal anzufangen. Es ist wichtig, kleine, gezielte Schritte zu machen und dabei schnell Erfahrungen zu sammeln. So erkennt man besser, was KI leisten kann und wie man sie effektiv einsetzen kann, ohne sich in großen Planungsphasen zu verlieren.
IT&I: Einfach mal starten und klug vorgehen – Das klingt nach einer guten Strategie. Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
Nida: Ich denke, das deckt alles Wichtige ab. Die Fragen haben das Thema umfassend beleuchtet und ich hoffe, dass unsere Einblicke hilfreich sind.
IT&I: Auf jeden Fall, vielen Dank für das spannende Gespräch und deine wertvollen Einblicke, Nida.
Nida: Sehr gerne. Danke euch auch.
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